Zwei Tage „Wanne“ mit 30 Teams in drei Sporthallen
THW Kiel und MTV Lübeck triumphieren
Lautes Gebrüll, ein tiefes „Nein“ und dann tosender Jubel. Auf dem Weg zur Ems-Halle am Sonntagnachmittag bekamen die Ohren in wenigen Sekunden alle Emotionen zu hören, die ein Handball-Spiel zu bieten hat. Dabei fanden zu diesem Zeitpunkt nicht einmal die Final-Spiele der 36. Emsdettener „Wanne“ statt. Und auch der TVE stand nicht auf der Platte. Die A-Jugend von TuSEM Essen und des Bergischen HC lieferten sich im Halbfinale ein packendes Siebenmeterwerfen vor einer lautstarken Kulisse.
„Emsdetten: Sportstadt. Handball-Stadt“, sprach TVE-Präsident Dirk Kersting das Offensichtliche bei der Siegerehrung aus. Von Samstagfrüh bis Sonntagnachmittag waren 30 A- und B-Jugendteams aus ganz Deutschland in drei Hallen am Ball. Und an den Essenständen: über 2500 Brötchen und Tausende Stück Fleisch gingen über die Theke.
Das benötigten die Spieler auch, waren viele Duelle offen bis zur letzten Sekunde . An Dramatik nicht zu überbieten war das Finale des A-Jugend-Turniers. Mit 16:15 (6:8) bezwang der MTV Lübeck den Bergischen HC und vollbrachte das Kunststück, in der gesamten Partie lediglich 30 (!) Sekunden zu führen. Einen letzter Verzweiflungswurf von knapp hinter der Mittellinie parierte der MTV-Keeper nach einem Vollsprint von der eigenen Bank – Lübeck hatte vorher den siebten Feldspieler gebracht – mit beiden Händen. Dann war das Spiel aus und das ganze Team feierte den Schlussmann nach diesem intensiven Final-Fight überschwänglich. Unter den zahllosen Jubelsprüngen, die den MTV-Spielern trotz acht Spielen in 33 Stunden nichts auszumachen schienen – sackte der Torwart letztendlich überglücklich zusammen.
All das passierte unter den Augen von Ex-TVE-Spieler Andrej Kurchev, der coachte. „Du kennst dich ja gut aus hier“, scherzte Frank Lüttmann bei der Siegerehrung.
Auf Seiten des BHC waren die Gesichter nach der Final-Niederlage dann doch etwas länger, denn sie waren offensiv kreativer, versemmelten aber den einen freien Wurf zu viel. Und kassierten hinten, gerade in den letzten Minuten, zahlreiche Tore durch Tempo-Spiel.
Für den BHC-Nachwuchs war es die zweite Niederlage hintereinander. Denn im B-Jugend-Finale reckte statt des Vorjahressiegers BHC ein Final-Neuling nach einem ungefährdeten 15:10 (7:6)-Sieg die „Wanne“ in die Höhe: der THW Kiel. „Sie werden wohl noch mal teilnehmen“, freute sich Kersting über ein Team, dass eine Bereicherung über für das Niveau war.
Der körperlich überlegene THW tat sich zu Beginn des Finals zwar schwer gegen die 5+1-Deckung des BHC, hatte aber einen nicht zu stoppenden Problemlöser: Johan Rohwer netzte selbst sechs Mal, hatte bei jedem Tor seine Finger im Spiel, meist als Vorlagengeber, und immer ein Auge für seinen treffsicheren Kreisläufer Leo Scharfenstein (drei Tore). Direkt nach der Pause (7:6) zog der THW auf 11:6 davon, unter anderem mit zwei spektakulären Kempa-Tricks hintereinander – in Unterzahl. Der BHC hatte nichts entgegenzusetzten, Kiel brachte den „Wanne“-Sieg sicher ins Ziel.
Dabei stand das Turnier kurz vor dem Start noch auf der Kippe wegen Schiedsrichtermangel. „Wir haben noch genug Schiris zusammenbekommen, teils auch aus unserem Verein. Das ging sehr spontan. Ein großes Dankeschön an alle“, erklärte ein zufriedener Kersting. Die Spielpläne wurden größtenteils eingehalten und auch vom Verletzungspech blieben die Nachwuchs-Handballer fast alle verschont. Zwei gebrochene Finger eines Spielers stehen in der Krankenakte – das war´s.
Auch in den Schul-Unterkünften lief es trotz der über 500 Spieler und Betreuer reibungslos. Und vor allem auch respektvoll: „Fair und freundlich, so ist unsere Jugend“, sagte Kersting. „Es gibt nur positive Rückmeldungen, die Atmosphäre war sehr familiär.“ Wie immer. In der kommenden Woche beginnen die Planungen für die 37. Emsdettener Wanne.
Quelle: Emsdettener Volkszeitung
Autor: Tim Geisemann
Fotos: Fotografie Bernd Oberheim
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